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Interview mit Pfarrer Taxacher vom März 2023

Datum:
27. März 2023
Von:
Johanna Pfeifer

Frage
Herr Pastor, Sie sind jetzt genau 3 Jahre als Leitender Pfarrer hier in Odenthal und Altenberg. Zum 1. Januar 2023 wurde nun die Fusion zur gemeinsamen Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt und St. Pankratius vollzogen. Anfang März wurde der erste gemeinsame Kirchenvorstand (KV) gewählt.

Wie ist Ihre Sicht auf diese fusionierte Pfarrei? Welche Chancen sehen Sie und welche Probleme?

Pastor Taxacher
Ich sehe die große Chance darin, dass wir enger zusammenrücken, uns auch gegenseitig stützen und stärken können. Über den Ausgang der KV-Wahl bin ich sehr zufrieden - auch von der Zusammensetzung. Die Chance besteht darin, jetzt richtig zusammenzuwachsen und die Ausschüsse im KV vernünftig aufzustellen, so dass zu gleichen Teilen beide Gemeinden drin vorkommen und wir gemeinsam Dinge anpacken, die auf der Agenda stehen.

Frage
Welche Ausschüsse wird es im KV geben?

Pastor Taxacher
Wir haben auf jeden Fall einen Personalausschuss, einen Kita-Ausschuss, einen Bauausschuss und den Finanzausschuss. Man kann noch einen Liegenschaftsausschuss gründen. Und ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie wir die Ausschüsse besetzen. Mein Ziel ist es, dabei auch Menschen mit einzubinden, die nicht in den KV gewählt sind, aber die Freude daran haben, sich einzubringen und in einem der Fachausschüsse mitzuarbeiten.

Frage
Sie können also in die Ausschüsse auch Kandidaten/Kandidatinnen berufen, die nicht gewählt wurden aber sich für die KV-Wahl bereit erklärt hatten?

Pastor Taxacher
Genau. Ähnlich wie der PGR das ja auch tut, können wir vom Kirchenvorstand Ausschüsse bilden, die dann auch eine Gattungsvollmacht haben und als Fachausschuss Themen vorbereiten, bearbeiten und sich darum kümmern. Und die Entscheidung, ob das dann umgesetzt wird, wird im gesamten KV gefällt. Denn ähnlich wie auch in der Kommunalpolitik wird die Hauptarbeit in den Ausschüssen gemacht.

Frage
Können wir das vergleichen mit der Kommunalpolitik? Die Parteien können dort sachkundige Bürger benennen, die dann in den Ausschüssen mitarbeiten. Aber alle Entscheidungen fällt der Gemeinderat.

Pastor Taxacher
Ein guter Vergleich. Und wenn man es auf Kirchenebene runterbricht, da gibt es die Ortsausschüsse. Das sind Ausschüsse, die vom Pfarrgemeinderat gebildet werden. Und da sind Menschen, die sich an ihrem Kirchturm engagieren und einbringen wollen für das Leben am Kirchturm. Und da haben wir zwei Gruppierungen, die sich jeweils mal Ideen überlegen: also der Odenthaler Ortsausschuss kümmert sich um bestimmte Themen oder die Organisation von Zusammenkünften nach der Messe und der Altenberger Ortsausschuss macht das ähnlich. Der gemeinsame Pfarrgemeinderat (PGR) besteht schon sehr lange. Jetzt haben wir nach der Fusion einen gemeinsamen KV, der für andere Themen die Verantwortung hat. Beides sind ja gewählte Gremien.

Frage

Wie unterscheiden sich denn PGR und KV?

Pastor Taxacher
Der PGR hat mehr die pastoralen Themen im Blick. Die Gestaltung eines lebendigen Gemeindelebens, die Sorge um den Nächsten, den Bereich der Caritas und des Sozialen in der Gemeinde, dann die Verkündigung der Frohen Botschaft. Wie kann es gelingen, die Botschaft Jesu weiterzugeben? Der große Bereich der Katechese, Glaubensverkündigung, Erwachsenenkatechese.

Der KV nimmt gemeinsam mit dem Leitenden Pfarrer die Aufgaben der Kirchengemeinde wahr und trägt insbesondere die Verantwortung für die Finanzen, die Gebäude und Grundstücke, er ist Träger der Kitas und des Personals.

Frage
Prinz Sayn-Wittgenstein hat ja das Patronat für die Kirche St. Pankratius. Ändert sich daran etwas durch die Fusion?

Pastor Taxacher
Nein, es bleibt alles so wie gehabt. Prinz Sayn-Wittgenstein hat ein sog. „belastetes Patronat“, das heißt, er hat eine Baulastverpflichtung für die Kirche St. Pankratius und ist auch weiterhin „geborenes Mitglied“ im gemeinsamen KV.

Frage
Nach der Fusion stellt sich die Frage, was ändert sich denn eigentlich für die einzelnen Kirchen oder die Kirchorte?

Pastor Taxacher
Pastoral ändert sich nichts, also die Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Beerdigungen werden weiterhin in allen Kirchen gefeiert, wie bisher. Rechtlich hat sich etwas verändert, nämlich dass wir zum 1. Januar eine gemeinsame Kirchengemeinde gegründet haben. In einer Kirchengemeinde kann es nur eine Pfarrkirche geben, und das ist der Altenberger Dom geworden. Aber die Kirchen als Gebäude bleiben weiterhin Teil der Kirchengemeinde und dort werden auch weiterhin Gottesdienste gefeiert.

Frage
Werden sich diese Gottesdienste ändern? Oder werden sie so erhalten bleiben, weil Sie ja auch ein gut besetztes Seelsorgeteam sind und die Messen alle abdecken können?

Pastor Taxacher
Genau. Derzeit haben wir außerdem einen Ruhestandsgeistlichen, Pfarrer Gnatowski, der auch überlegt, hier weiter mitzuarbeiten und der bereit ist, auch hier Gottesdienste zu übernehmen oder sich hier, so wie er kann, miteinzubringen. Er wohnt allerdings in Köln und wird auch voraussichtlich in Köln wohnen bleiben.

Eine große Sorge war vor der Fusion, dass zum Beispiel keine Taufen oder keine Trauungen mehr in der Pfarrkirche St. Pankratius stattfinden können. Aber natürlich finden dort auch weiterhin Taufen und Trauungen statt. Das hat gar nichts mit dem Status Pfarrkirche zu tun.

Frage
Dann kommen wir mal zum Seelsorgeteam. Wer ist das Seelsorgeteam derzeit und wie haben Sie sich miteinander gefunden und, vor allen Dingen, haben Sie eine Aufgabenverteilung oder Schwerpunkte festgelegt? Wie sieht es damit aus?

Pastor Taxacher
Derzeit gehören zum Seelsorge-Team drei Personen. Das sind Kaplan Udo Kasel, der Pastoralreferent Christoph Schmitz-Hübsch und ich als Leitender Pfarrer.

Der Kaplan ist u.a. zuständig für die Ministrantenarbeit und für die Firmvorbereitung, aber auch für die KommunionhelferInnen und LektorInnen und den Bereich der Gemeindecaritas.

Der Bereich Katechese der Erstkommunionkinder liegt bei Christoph Schmitz-Hübsch, er ist u.a. auch Präses der Frauengemeinschaft in Odenthal.

Ich bin Präses der Frauengemeinschaft in Altenberg und Ansprechpartner für die KLJB, die Katholische Landjugendbewegung und Ansprechpartner für die beiden Ortsausschüsse.

Für die Schulgottesdienste und Gottesdienste in den Seniorenheimen oder der Demenz WG sowie Besuche zu bestimmten Geburtstagen sind wir alle beteiligt und teilen uns das untereinander auf. Weitere Themen machen wir gemeinsam, wie jetzt die Aktion „Bibel in der Fastenzeit“. Oder für das Friedensgebet am 25. Februar 2023 war Kaplan Casel zusammen mit Frau Posche verantwortlich. Den Valentinstag-Gottesdienst hatte Christoph Schmitz- Hübsch vorbereitet; und wir haben dann gemeinsam diesen Gottesdienst gefeiert.

Frage

Gibt es eine Regelung, welcher Seelsorger in welchen Ortsteilen und Kirchen agiert?

Pastor Taxacher
Das ist vielleicht auch nochmal wichtig, wir haben die Aufgaben nach Themen aufgeteilt und nicht nach Ortschaften oder Kirchen. Wir verstehen uns alle drei als Seelsorgeteam für die gesamte Pfarrei.

Wir haben uns gut zusammengefunden, machen wöchentlich Dienstbesprechungen, da kommen dann alle Themen, auch neue Fragen und Ideen, auf den Tisch und wir überlegen gemeinsam, was wir wie angehen.

Frage
Kommen wir mal zu Dingen, die manchen Menschen fehlen. Was ist mit der Frühmesse in Altenberg sonntags um 7 Uhr? Bleibt es dabei, dass sie nicht stattfindet oder wird sich das nochmal ändern?

Pastor Taxacher
Die Frühmesse findet auf jeden Fall statt an Weihnachten, als Hirtenmesse, an Ostern oder zu besonderen Situationen. Hierzu ist mein Wunsch, und das ist eine Aufgabe, die dem PGR zukommt, die Gottesdienstordnung für alle Kirchen generell noch mal neu zu überdenken. Wir haben derzeit die Gottesdienste sehr eng getaktet, und es wird dann schwierig, alle Gottesdienste zu feiern, wenn jemand krank ist oder ausfällt. Derzeit sind wir zwei hauptamtliche Seelsorger. Wie lange, kann niemand von uns sagen. Ob die Stelle vom Kaplan nochmal nachbesetzt wird, wenn er mal in den Ruhestand geht, ist natürlich fraglich. Wie es aussieht, wenn wir perspektivisch mit Kürten enger zusammenarbeiten, wissen wir auch noch nicht. Und wie lange Pfarrer Gnatowski bereit ist, hier als Ruhestandsgeistlicher zu wirken, ist auch offen. Im Moment bleibt die Gottesdienstordnung so wie gehabt. Das hat den Vorteil, dass wir auch Sondergottesdienste feiern können, etwa in Klasmühle am Samstagnachmittag oder die Karnevalsmesse in Voiswinkel mit dem Dreigestirn oder etwas Besonderes, wie die Flurprozessionen im Scherfbachtal oder die Bittprozession in St. Michael oder besondere Gottesdienste zum Jubiläum der KLJB. Ich möchte, dass das neben dem normalen Gottesdienstangebot auch noch möglich ist und dafür keine andere Messe ausfallen müsste.

Frage
Was ist mit dem Thema Jugendmessen und Jugendchor?

Pastor Taxacher
Herr Kladeck versucht schon länger, einen Jugendchor aufzubauen, hat aber wenig Erfolg, weil sich da - vielleicht auch im Zuge von Corona - viel verändert hat und die Jugendchorarbeit ziemlich zusammengebrochen ist. Das ist schon ein wichtiges Anliegen auch von Herrn Kladeck, das wieder aufzubauen. Und es gibt einige wenige Jugendliche, die regelmäßig mit ihm singen, aber das kann man nicht als Jugendchor bezeichnen, so wie es früher mal den Jugendchor in Odenthal gegeben hatte. In Altenberg sehe ich da einen anderen Schwerpunkt. Aber in Odenthal gibt es schon den Chor Cantamus und das bietet vielleicht auch einen Anreiz für junge Leute, da nachzuwachsen oder in den Chor reinzugehen, weil sie dann ein anderes Repertoire singen als die Cappella Nova hier in Altenberg

Frage
Guckt denn Herr Kladeck dann auch über die gesamte Pfarrei und würde in den Chor auch Jugendliche aufnehmen, die in Blecher, in Neschen oder in Hüttchen wohnen? Oder hat er eher den Blick auf Odenthal?

Pastor Taxacher
Das ist natürlich noch ein großes Thema für die Zusammenarbeit, was unsere hauptamtlichen Mitarbeitenden angeht. Auch der Blick über den Tellerrand hinaus und aus dem eigenen Bereich herauszugehen und Jugendliche in der gesamten Gemeinde anzusprechen. Das ist sicherlich noch zu optimieren.

Frage
Wenn wir mal auf das zu sprechen kommen, was Ihre Verantwortungsbereiche und Ihre persönlichen Hauptaufgaben sind, dann wissen wir, dass wir seit etwa drei Jahren eine Verwaltungsleiterin haben, Frau Kaduk. Die Stelle ist eine Einrichtung, die das Erzbistum Köln sich sehr gut überlegt hat, weil sie damit bestimmte verwaltungsorientierte regelmäßige Aufgaben von den Priestern wegnehmen möchte, damit die Priester auf der anderen Seite die Hände mehr frei haben für Seelsorge und andere pfarrei-bezogene Aufgaben. Können Sie kurz sagen, was sind die Hauptaufgaben von Frau Kaduk, die Sie entlasten und unterstützen ? Wie grenzen Sie sich ab?

Pastor Taxacher
Die Hauptaufgaben von Frau Kaduk sind Personalverantwortung für alle Mitarbeiter und der Bereich Kitas. Alles, was mit dem Thema Personal zusammenhängt, Schulungen, Arbeitssicherheitsschutz und Personalakquirierung, Ausschreibung von Stellen, Personalgespräche führen. Und natürlich auch Elternarbeit, Hygieneschutzverordnung, Baumaßnahmen, die mit reinspielen. Dazu die Büroleitung, Dienstgespräche mit den beiden Pfarramtssekretärinnen, Frau Olten und Frau Krämer, regelmäßig einmal in der Woche. Gleichzeitig unterstützend und zuarbeitend für den Kirchenvorstand und dazu noch die Zusammenarbeit mit der Rendantur für die einzelnen Fachbereiche Bau, Kita, Personal, Finanzen angeht.

Frage
Dann kommen wir mal zu Ihren eigenen Schwerpunkten. Die Aufgaben, die Sie hier vor Ort ausüben, sind natürlich Gottesdienste aber auch Aufgaben, die plötzlich auftreten, wie Krankenbesuche, Krankensalbung, Todesfälle mit Vorbereitung und Durchführung der Beerdigung. Hochzeiten, Taufen, Ehe-Jubiläen etc.

Sagen Sie doch mal, wie viel Zeit haben Sie für Pfarreithemen, die die Seelsorge, die Menschen und die Gottesdienste umfassen?

Haben Sie auch Aufgaben außerhalb unserer Pfarrei?

Pastor Taxacher
Das ist auch unterschiedlich.

Verwaltungsthemen sind ein großer Schwerpunkt von meiner Arbeit: also Wirtschaftspläne suchen oder kontrollieren, Personalbeschäftigung, Gespräche führen, in Themen einsteigen, mich um Bauvorhaben kümmern, um Öffentlichkeitsarbeit kümmern und andere Dinge dann vereinbaren oder organisieren. Dazu kommen noch Themen oder Aufgaben außerhalb der Pfarrei. Einmal auf Kreisdekanatsebene die Konferenzen der Leitenden Pfarrer. Auf Diözesanebene bin ich in der AG Personalkultur, wo wir mit anderen Priestern zusammen nach einer neuen Personalkultur Standards entwickelt haben.

Natürlich stehen manchmal die Verwaltungssachen dann auch hinten an oder kommen on top, wenn Dinge und Termine da sind, die nicht planbar sind.

Zum Beispiel war ich am Montag eine Stunde bei einer Frau im Altenheim, der ich die Krankensalbung und die Krankenkommunion gebracht habe. Das ist eigentlich der freie Tag, aber bin ich natürlich abends da noch hingefahren, war dann mit der Familie zusammen. Ich habe auch eine Beerdigung übernommen, jetzt am Freitag von einem Gemeindemitglied, deren Mutter aber außerhalb der Pfarrei lebt und fahre dann eben nach Köln, war anderthalb Stunden im Trauergespräch. Man muss die Beerdigung ja auch noch vorbereiten. Also mal so vom zeitlichen Umfang sind das vielleicht sechs Stunden in der Arbeitswoche, die dann zusätzlich entstehen. Und auch die Predigtvorbereitung fürs Wochenende braucht immer wieder Zeit.

Ich bin in der Vorbereitungsgruppe und in der AG Personalkultur für die Diözesankonferenzen der Leitenden Pfarrer. Das sind überregionale Aufgaben.

Dazu kommen noch Aufgaben wie Vorstandsarbeit in einer Stiftung, die auch Träger von einem Kindergarten ist. Aufgaben auf Kreisdekanatsebene in Zusammenarbeit mit der Ökumene, Vorbereitung des ökumenischen Altenberger Forums „Kirche und Politik“, Ich bin im Kuratorium der Stiftung Altenberg, im Kuratorium von anderen Stiftungen, wo ich auch Planungsaufgaben übernehme. Wir haben eine AG Altenberg mit den Akteuren hier in Altenberg, in der ich als einer der Hauptakteure in Altenberg teilnehme.

Frage
Was ist denn AG Altenberg? Ich habe das noch nie gehört.

Pastor Taxacher
Die AG Altenberg ist auf Initiative vom Rheinisch Bergischen Kreis entstanden. Ein Moderationsprozess wurde angestoßen, um zu schauen, welche Themen beschäftigen uns in Altenberg und wie können wir enger und besser zusammenarbeiten. Die evangelische Gemeinde ist dabei, die Gastronomiebetreiber, Haus Altenberg und die Gemeinde Odenthal. Daneben gibt es noch eine weitere AG, die hat etwas mit dem geistlichen Zentrum, der Idee vom Erzbistum, zu tun. Mittlerweile ist jetzt der neue Begriff „Klosterort Altenberg“ entstanden. Akteure in diesem Gremium sind das Erzbistum, Haus Altenberg, das Exerzitienhaus und ich als Vertreter der katholischen Pfarrgemeinde. Auch ein Gremium, wo wir überlegen, wie können wir diesen Ort als Klosterort gemeinsam gestalten, die Menschen erreichen, die hierhin kommen und erste Kooperationen mit dem Edith-Stein-Exerzitienhaus ausprobiert haben. Und das muss natürlich wieder rückgekoppelt werden an die AG Altenberg.

Das fängt dann bei der Möblierung von Altenberg an, aber auch bei der Planung gemeinsamer Veranstaltungen.

Frage
Also meinen Sie sowas wie Bänke oder Toiletten?

Pastor Taxacher
Ja, Bänke, Beleuchtung, barrierefreie Wege und so weiter. Das Ziel ist, auch einen gemeinsamen Kalender zu entwickeln, dass wir nicht nebeneinander agieren, sondern auch miteinander Projekte planen und uns da besser vernetzen. Das war bisher nie so der Fall war und ist auch was Neues.

Frage
Das ist eine wirklich hoffnungsvolle Nachricht, weil natürlich alle Odenthaler aus allen Ortsteilen wissen, wie schwierig die Entscheidungen in Altenberg oft sind. Ich sage nur mal Toilettenhäuschen, aber auch Standortsuche für die Lapidarien und andere Fragen. Man denkt ja, es sollte eigentlich, gerade weil so viele kirchliche Institutionen und Teilnehmer dabei sind, doch ein Geist der gemeinsamen Verständigung wehen, der dann auch zu gemeinsamen Entscheidungen führen sollte.

Aber nun wieder zu Ihnen.

Es gibt eine Homepage von Ihnen, auf der Sie Coachings anbieten. Ist das eine Tätigkeit, die Sie überhaupt noch leisten können, wenn Sie auch alle anderen Aufgaben, die Sie schon beschrieben haben, ausüben, die ja auch ungeplante Zeitfenster erfordern?

Pastor Taxacher
Ich habe eine dreijährige Ausbildung zum Coach gemacht, bin im Auftrag des Bistums tätig, habe offiziell eine Freistellung von 10 Prozent dafür und verdiene damit kein Geld.

Ich mache im Auftrag des Bistums derzeit eine Begleitung von Berufsanfängern.

Frage
Sind das Priester als Berufsanfänger oder andere Berufe?

Pastor Taxacher
Ja, das sind Kapläne und ein Pastoralreferent. Dieses Coaching umfasst 15 Einheiten à 3 Stunden und wir treffen uns alle 6-8 Wochen. Das ist ein Prozess, den ich als Auftrag des Bistums mache. Ich habe auch mal eine Moderation für einen PGR übernommen. Dazu kommt natürlich noch die Vorbereitungszeit, die Absprache mit dem PGR-Vorsitzenden und mit dem Pfarrer vor Ort. Ein anderes Coaching war die Begleitung einer Kita-Leitung. Das sind aber eher kleine Themen. Und mehr ist zeitlich nicht drin.

Frage
Mir scheint, es sind lauter Aufgaben, die mit den Themenfeldern und den Veränderungsprozessen, die gerade überall stattfinden, zusammenhängen.

Könnte es sein, dass sowas auch Ihren Blick ergänzt? Und können Sie dadurch auch mal umgekehrt  eine externe Moderation hier für unsere Pfarrei nutzen?

Pastor Taxacher
Genau. Es gibt auf der Bistumsebene einen Pool von Professoren und Coaches, ich habe eine Beauftragung für sechs Jahre bekommen.

Frage
Herr Pastor, wie sehen Sie denn die Situation und Entwicklung bei den Kitas? Ein wichtiges und drängendes Thema, über das im Moment viel in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Wie sieht es hier in unserer Pfarrei aus?

Pastor Taxacher
Bei uns sieht es vergleichsweise gut aus.

Wir haben es geschafft, in St. Engelbert (Voiswinkel) eine 4. Gruppe zu öffnen und dafür auch genügend Personal zu finden. Das ist wirklich ganz, ganz toll, dass wir da jetzt 85 Kinder in der Betreuung haben. Auf fünf Jahre erstmal befristet, aber es ist auf jeden Fall gut gelungen, im laufenden Kitajahr die 
4. Gruppe zu öffnen.

Die Situation in der Kita St. Ursula (Blecher) ist auch gut. Die Kita ist natürlich auch voll ausgelastet, auch da ist genügend Personal vom Personalschlüssel her vorhanden. Wir sind in beiden Kitas gut gefüllt. Wir haben auch dafür gesorgt, dass mehr Kinder betreut werden.

Zusätzlich stellen wir als Kirchengemeinde das Grundstück neben dem Pfarrhaus in Odenthal der Kita „Odenthaler Kobolde“ zur Verfügung, damit sie dort ihre Container aufstellen können und - übergangsweise - der Kindergarten dort an einem Standort in Betrieb gehen kann. Da sind wir den Kobolden sehr entgegengekommen.

Und im Caritas-Kindergarten in Odenthal wird derzeit die ehemalige Küsterwohnung umgebaut zu einer Großtagespflegegruppe. Auch dort hat der Kirchenvorstand zugestimmt, die Wohnung nicht neu zu vermieten, sondern für die Nutzung als Großtagespflegegruppe (Ü3-Kinder) mit 9 Plätzen zur Verfügung zu stellen.

Dann die Kita in Hüttchen, die ja auch zum Familienzentrumsverband gehört. Da stehen aktuell umfangreiche Baumaßnahmen an, eine Renovierung des Gebäudes. Das Gebäude gehört der Gemeinde Odenthal und es ist beschlossen, die Räumlichkeiten vernünftig zu gestalten, so dass die Kinder da auch gut betreut werden können. Eventuell wird es an dem Standort auch noch eine 4. Gruppe geben, denn das Gelände bietet dafür noch Platz.

Frage
Toll. Ja, das hört sich richtig gut an.

Aber nicht so schön ist es, wenn vermehrt katholische Gläubige aus der Kirche austreten. Das erleben Sie sicherlich auch hier. Wie reagieren Sie dann?

Pastor Taxacher
Also wir hatten insgesamt im vergangenen Jahr 179 Kirchenaustritte, 119 in der Kirchengemeinde St. Pankratius und 60 in der Kirchengemeinde St. Maria Himmelfahrt, die auch zahlenmäßig etwas kleiner ist. Allen Menschen, die austreten, schreiben wir einen Brief, da steht auch meine Emailadresse und Telefonnummer drin. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich daraufhin melden, anrufen oder auch eine Email schreiben.

Es gibt teilweise den Wunsch nach einem persönlichen Gespräch. Und wenn ich Menschen persönlich kenne, dann schreibe ich auch ein paar persönliche Zeilen. Und dann kommt es meistens auch schneller zu einer Reaktion. Einmal ist ein Mann ausgetreten, kurz nachdem ich eins der Kinder getauft habe. Oder es sind Jugendliche, die früher mit im Ferienlager waren, die heute eben als junge Erwachsene austreten oder auch ältere Menschen, da kam es dann schon durchaus zu einem Kontakt. Einmal hatte ich ein Gespräch mit einer Frau, die ausgetreten ist, so Mitte/Ende 60, und kurze Zeit später ist dann der Mann ausgetreten. Dazu habe ich dann auch persönlich was geschrieben.

Frage
Haben Sie schon erlebt, dass Menschen wieder eintreten, die vor einer Weile ausgetreten waren?

Pastor Taxacher
Zwei Wiederaufnahmen hatten wir vor kurzem tatsächlich und auch eine Erwachsenentaufe. Aber das ist im Vergleich zu den Austritten sehr, sehr gering.

Frage
Vielleicht braucht es dafür noch ein bisschen mehr Zeit.

Kommen wir zu erfreulicheren Aspekten Ihrer Tätigkeit. 
Herr Pastor, was sind Ihre drei größten Freuden und Erfolge hier bei uns?

Pastor Taxacher
Meine größte Freude ist, dass es gelungen ist, trotz der Herausforderungen mit Corona, mit den Missbrauchsfällen in der Gemeinde, mit den Veränderungsprozessen, es geschafft zu haben, neue Impulse zu setzen und vor allen Dingen, in der Corona-Zeit neue Menschen angesprochen zu haben. Und dass Menschen auch weiterhin aktiv dabei sind und mitmachen. Aktuell im Hinblick auf die KV-Wahl, dass es gelungen ist, die Gemeinde mitzunehmen auf den Weg in eine neue Einheit, in eine neue Struktur. Und das Alles mit den Konflikten, die es immer gibt bei solchen Veränderungsprozessen, schon relativ friedlich und gut über die Bühne zu kriegen. Darauf bin ich stolz, und das freut mich sehr. Und auch dass wir uns im PGR neu aufstellen konnten. Und worüber ich auch froh bin, ist die gute Zusammenarbeit des Seelsorge-Teams.

Frage
Was sind dagegen Ihre drei größten Sorgen?

Pastor Taxacher
Dass Baumaßnahmen, die schon lange in der Planung und auf dem Weg sind, endlich mal losgehen und weitergehen. Der Umbau des Pfarrhauses hier in Altenberg., die Erweiterung zum Pastoralbüro mit einer Barrierefreiheit, das finde ich schon sehr wichtig. Ebenfalls die Bücherei in Odenthal, auch mit der Barrierefreiheit. Das sind unheimlich schwerfällige Prozesse, die sehr viel Energie kosten und das ist eine große Sorge.

Die Frage nach der Zukunft: wie geht es generell weiter mit den Gebäuden oder auch mit der Entwicklung hier im Seelsorgebereich. Da bin ich aber zuversichtlich, dass wir es gut hinkriegen und auch Konzepte entwickeln, dass wir da gut weitermachen.

Frage
In diesen Tagen war der Abschluss des Synodalen Wegs. Was glauben Sie, wie sich die Entscheidungen in diesen Tagen entwickeln werden? Was erwarten Sie, wie es mit diesen Themen in Deutschland weitergehen wird? Welche Hoffnung setzen Sie da hinein?

Pastor Taxacher
Ja, was mich total ärgert, ist dieses Zerreden vom Synodalen Weg und diese Angstmacherei vor der Kirchenspaltung und Abspaltung Deutschlands vom katholischen Weg. Auch diese Uneinigkeit der Bischöfe, die ohne Absprachen gegeneinander vorgehen und miteinander streiten, also nicht miteinander reden und diskutieren. Ich finde, es ist dringend Zeit und ich unterstütze die Forderungen oder das Nachdenken über Veränderungen in der Kirche sehr. Es liegt mir auch sehr am Herzen, die Kirche noch mal ein Stück weiterzuführen. Klar, wir sind Weltkirche und Deutschland ist nicht der Nabel der Welt, aber in den anderen europäischen Ländern sieht es ja nicht anders aus. Es sind kluge Menschen, die sich Gedanken gemacht haben und Themen wie die Frauenfrage, Sexualität, Missbrauchsaufarbeitung, Hierarchie in der Kirche gut analysieren und dazu Veränderungsvorschläge gemacht haben. Es ist aber grundsätzlich so, ich gebe dem Ganzen nicht viel Hoffnung, dass es umgesetzt wird, dass Rom diese Vorschläge annimmt und darauf hört. Das ist leider auch so.

Frage
Dann kommen wir zum Abschluss zu ein paar kurzen Fragen.

Haben Sie ein Lieblingskirchenlied?

Pastor Taxacher
"Meine Hoffnung, meine Freude". Gotteslob Lied 365.

Frage
Wie lautet eigentlich Ihr Weihespruch. Wie begleitet er Sie hier?

Pastor Taxacher
Mein Weihespruch stammt aus der Begegnung zwischen Jesus und Maria Magdalena. Und ganz konkret lautet er. „Da blickte er sie an und Maria sagte zu ihm Rabuni, das heißt Meister". Was mich da anspricht oder berührt, ist die Begegnung auf Augenhöhe zwischen Jesus und Maria Magdalena, der sie erkennt und mit Namen anspricht. In der Pfarrei St. Maria Magdalena in Bonn habe ich mich damals besonders von Gott angesprochen gefühlt, Priester zu werden.

Frage
Wer ist Ihre Lieblingsheilige oder Ihr Lieblingsheiliger? Ist das Ihr Namenspatron oder wer anders?

Pastor Taxacher
Ich war immer sehr fasziniert vom Heiligen Franziskus, von seiner Liebe zur Schöpfung, von dieser Radikalität, mit der er sich Jesus anschließt und sein Leben in den Dienst Jesu stellt.

Frage
Welches Buch lesen Sie gerade?

Pastor Taxacher
Ich lese gerade ein interessantes Buch, das heißt "Aufklärung", von Angela Steidele. Es spielt in Leipzig und da geht es um J. S. Bach und die Geschichte vom Weihnachtsoratorium und auch von der Kaffeekantate.

Und ich lese das Buch „Eine Sache des Vertrauens“ von Nils Petrat, einem Priester aus Paderborn, es geht darüber, was ihn anrührt im Glauben.

Frage
Welche Musik hören Sie gerne?

Pastor Taxacher
Ich höre relativ wenig Musik. Ich genieße die Stille zu Hause. Im Auto höre ich WDR 5.

Die französische Chansonsängerin Zaz höre ich gerne, ich mag gerne ihre eher ruhigen Balladen.

Frage
Können Sie sagen, ob Sie ein Lieblingskirchenfest haben ?

Pastor Taxacher
Das sind ganz klar die Kar- und Ostertage. Ich finde das jedes Jahr so toll. Was wir feiern ist der Durchgang vom Gründonnerstag über Karfreitag und Karsamstag hin zu Ostern. Die Bezüge von diesen verschiedenen Feiern und wie Alles miteinander im Zusammenhang steht. Wir feiern die Befreiung vom Tod zum Leben und die Befreiung von der Gefangenschaft. Das ist einfach so toll, dieser Durchgang, dieses Ostertriduum – die Dreiheit der Feste.


Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pastor.

 

Das Gespräch führte Johanna Pfeifer.

Es ist vorgesehen, weitere Gespräche in lockerer Abfolge mit anderen Personen /-gruppen der Pfarrei zu führen.